Unter einer Blockade wird eine Funktionseinschränkung oder auch Störung verstanden, welche mit Hilfe einer entsprechende Behandlung behoben werden kann. Das Hauptmerkmal einer Blockade ist eine verminderte Beweglichkeit, welche von kleinen Einschränkungen der Mobilität bis zu ausgeprägten Bewegungseinschränkungen von Gelenken und Wirbelsäule reichen kann.
Blockaden können im gesamten Körper entstehen. In jedem Muskel und jedem Gelenk, im Bindegewebe und den Faszien, im Cranio-Sacralen-System, aber auch den inneren Organen und deren Bindegeweben.
Hauptursachen für die Entstehung von Blockaden
Zum einen können ruckartige unphysiologische Bewegungen, wie beispielsweise das Wegrutschen, abruptes Stoppen, ein Tritt oder ein Sturz, das Aufhängen im Halfter zu Blockaden führen. Zwar reagiert der Körper mit einem Schutzreflex, wenn das Pferd beispielsweise beim Toben wegrutscht und verhindert so eine Blockade. Manchmal war die Reaktion jedoch leider nicht schnell genug und eine Läsion kann nicht verhindert werden. Nun setzt ein weiterer Schutzmechanismus ein. Um die betroffene Struktur zu stabilisieren und zu schützen kommt es zu einer unnatürlichen Anspannung der Muskulatur in diesem Bereich, dem reflektorisch muskulären Hartspann, vergleichbar mit einem stützenden Korsett. Wird diese Anspannung nicht gelöst, entsteht eine kleinere oder ausgeprägtere Blockade.
Zum anderen und auch deutlich häufiger als durch unphysiologische Bewegungen treten Blockaden dann auf, wenn der Körper über längere Zeit mit der Kompensation von unpassender Ausrüstung, wie Sattel & Trense oder auch Fehlbelastungen beschäftigt ist. Dies kann zu Dysbalancen in den betroffenen Bereichen und schließlich zu Blockaden führen. Da Pferde wahre Meister im Kompensieren sind, bleiben Blockaden häufig sehr lange unbemerkt und führen oft über länger andauernde Fehlbelastungen zu offensichtlicheren und vor allem auch deutlich schwerwiegenderen Einschränkungen wie Lahmheit, einem Beckenschiefstand oder Leistungsabfall.
Weitere Ursachen für die Entstehung von Blockaden:
1. Wirbelblockaden
Regelmäßig höre ich den Satz „der Wirbel ist draußen“, „er hat sich den Wirbel ausgerenkt“ oder „kannst du den Wirbel wieder rein drücken?“. Na wohin denn?
Fakt ist: Hat der Wirbel seinen ursprünglichen Platz tatsächlich verlassen, kann er auch nicht mehr „rein gedrückt“ werden. Denn dann wäre hier das lebenswichtige Rückenmark, welches durch den Wirbelkanal verläuft, bereits stark geschädigt. Helfen könnte hier dann vermutlich nur noch der Tierarzt. Und zwar durch das Erlösen des Tieres.
Vielmehr sind hier dann eine Wirbelblockade, eine Wirbelrotation oder auch eine Wirbelfehlstellung gemeint, eine sogenannte Läsion. Die Wirbelblockade ist neben der Blockade von Muskulatur eine der häufigsten Blockaden, mit welcher ich in meiner täglichen Arbeit konfrontiert werde. Ursache für diese Blockade ist eine Verschiebung der Facettengelenke der Wirbel. Hierdurch wird der mögliche Bewegungsumfang des Wirbels in mindestens eine Richtung eingeschränkt und die Wirbelsäule verliert ihre Flexibilität.
Als Folge dieser eingeschränkten Bewegung können zum Beispiel Muskelverspannungen und Steifheit auftreten, das Pferd hat Probleme mit Stellung und Biegung. Wird diese Blockade nicht zeitnah gelöst, folgen Schmerz und Lahmheit. Auch kann es durch die Verschiebung der Facettengelenke zur Schädigung der Nerven kommen.
Die Nerven, welche zwischen den Wirbelkörpern austreten, leiten Informationen vom Gehirn über das Rückenmark und die Nerven an innere Organe, wie beispielsweise Magen und Darm. Ist diese Weiterleitung gestört, können auch Organstörungen auftreten. Im Falle von Magen und Darm können dies Durchfall oder auch Kolik sein. Andersherum kann aber auch ein Magenproblem eine Wirbelblockade begünstigen, denn die Weiterleitung von Informationen findet auch in die umgekehrte Richtung statt. Umso wichtiger ist es Wirbelblockaden so früh wie möglich zu erkennen, zu lösen und somit derartige Auswirkungen zu verhindern.
2. Beckenschiefstand
Neben Muskel- und Wirbelblockaden leiden viele meiner Patienten unter einem Beckenschiefstand. Häufig tritt dieser nach einem Sturz oder Wegrutschen des Pferdes auf. Beispielsweise kann aber auch die längere Entlastung eines Hufes, zum Beispiel auf Grund von anhaltenden Schmerzen, zu einer auf Dauer schädlichen Schonhaltung für das Tier führen. In Folge der Fehlbelastung kommt es zu Verspannungen diverser Muskeln, welche sich zu derartigen Fehlstellungen weiter entwickeln können. Oft werden diese Folgen jedoch nach dem Ausheilen des ursprünglichen Problems nicht weiter beachtet.
Bei einem Beckenschiefstand muss manchmal aber auch der Reiter des Pferdes betrachtet werden. Leidet der Reiter selbst unter einem Beckenschiefstand, wird es ihm nicht möglich sein gerade auf dem Pferd zu sitzen. Durch den schiefen Sitzkommt es zu einer einseitigen Mehrbelastung des Pferdes, welches versucht, die ungleichmäßige Belastung zu kompensieren und schließlich zum Schiefstand des Beckens.
Bei einem Schiefstand des Beckens verschiebt sich die eine Seite des Beckens nach oben, die andere nach unten. Eine normale Bewegung, Untertreten und Biegen ist somit nicht mehr möglich. Häufig verkürzen sich die Tritte eines oder beider Hinterbeine. Das Pferd kann den Rücken nicht mehr aufwölben und wird steifer. Nicht behandelt kann dies zu ernsthaften Problemen für das Pferd führen.